![](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=385x1024:format=jpg/path/sf3353f4fae12d7d1/image/icf117ae6458816e0/version/1615471134/image.jpg)
von FLORIAN PASTERNY
Er nennt sich selbst 'Der Neger aus Kurpfalz' und war bisher das Pop-Idol einer ganzen Generation. Doch die Maskerade bröckelt. Der Pop-Engel mit dem Soul in der Stimme entpuppt sich immer mehr als wirrer und auch gefährlicher Missionar einer Ideologie, die rassistisch, homophob, anti-amerikanisch und anti-demokratisch daher kommt. Vom Popstar zum Populisten, vom Idol zum Idioten. Ein Star demontiert sich selbst, entlarvt seine Gesinnung öffentlich und erfreut sich dann auch noch an den negativen Reaktionen - ganz verdorben und ein wenig Nazi-like.
03.10.2014 - Tag der Deutschen Einheit und ein ganz besonderer Tag für Xavier Naidoo. Es war der Tag zweier Reden Naidoos vor Sekten, Nazis und Demokratiegegnern. "Ich möchte auf alle Menschen zugehen, egal, wo sie sind, egal, wo sie herkommen. Ich möchte von Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und meiner Überzeugung sprechen. Es ist für mich an der Zeit, Stellung zu beziehen. Wir sind an einem kritischen Punkt in Europa angekommen." Der Messias von Mannheim hat gesprochen und er verteidigt und verbreitet seine kruden Theorien zu 9/11, zu Amerika, zur Flüchtlingspolitik und zu homosexuellen Menschen. Diskontinuierlich schwadroniert er. Nicht im stillen Kämmerlin, nicht vor Freunden, sondern plötzlich als schwarzer Jesus vor Kameras.
Er war mal der größte deutsche Soul- und Popsänger dieser Generation. Doch nun ist er nur noch der Irrläufer vom Dienst, der Klatschaffe und das Aushängeschild schriller Thesen und Gedanken, verrückter Vereinigungen, Sekten und gar der Nazis. Weder akzeptiert er den Islam oder das Judentum, noch erkennt er die Gefahr seiner Aussagen für seine Fans, für sein junges Publikum und etabliert sich als Maskottchen jener Organisationen, die der Verfassungsschutz als bedenklich einstuft.
Noch immer sei Deutschland ein besetztes Land, glaubt Xavier Naidoo. Und auch der Popsänger ging felsenfest davon aus, dass zum Wechsel ins Jahr 2000 die Welt untergeht. Dass wir diese Gestörtheit damals kaum wahrnahmen, mag uns aufhorchen lassen. Zu lieb hatten wir den schwarzen Onkel aus Mannheim mit der samtweichen Stimme. 2006 trug er unsere Nationalmannschaft mit seinen Songs bis ins Halbfinale der eigenen WM und auf einmal war er der große Star. Erfolge wie Voice of Germany oder Sing meinen Song ließen uns vergessen und wir kuschelten uns an Naidoo. Er sieht die Welt durch die getönte Brille, bis sich alles in sein Bild fügt, alle Wünsche sich vereinen und sämtliche Widersprüche ausgeräumt sind. Xavier Naidoo wurde für seine theologischen, politischen und intellektuellen Kurzschlüsse bisher nachsichtig behandelt.
"Noch immer sei Deutschland ein besetztes Land"
Er selbst glaubt an die eigene Erleuchtung. Zwischen Auserwähltheitsanspruch, Allmachtshybris und Aufmerksamkeitsökonomie. Am Ende des Lichtes ist er jedoch nur eines: Ein spirituelle Spinner. Jener Spinner darf sich jedenfalls in Zukunft seine Auftritte an der Popakademie sparen: "Wir distanzieren uns von den fragwürdigen und irritierenden politischen Äußerungen und dem Auftritt Xavier Naidoos", erklärte Popakademie-Geschäftsführer Udo Dahmen in Mannheim. "Die für die Zukunft geplanten Termine sind von der Direktion der Popakademie ausgesetzt worden."
Judenfeindliche Texte in seinen Songs
Naidoo versteht sich bisweilen auch auf antisemitische Untertöne. In einem Song, den er zur Bundestagswahl 2009 aufgenommen hatte, bedient er eine Menge judenfeindliche Klischees.
"Wie die Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken
Ihr wart sehr, sehr böse, steht bepisst in euren Socken
Baron Totschild gibt den Ton an, und er scheißt auf euch Gockel
Der Schmock ist'n Fuchs und ihr seid nur Trottel"
Die Huffington Post recherchiert und stellt fest, dass "Totschild" im Kontext der
Bankenkritik eine Verballhornung des Namens "Rothschild" ist, darauf lässt auch die Nennung des Titels "Baron" schließen. Die Familie Rothschild ist
eine weitverzweigte jüdische Bankiersfamilie.
In der Zeit des Nationalsozialismus war es üblich, die Namen von jüdischen Mitbürgern zu verunglimpfen. Nicht umsonst war es in der Nachkriegszeit lange Jahre verpönt, Witze mit den Namen anderer
zu machen
Der Begriff "Schmock" ist ein aus dem Jiddischen stammendes Schimpfwort. Und einen Juden als "Fuchs" in Finanzangelegenheiten darzustellen ist ebenfalls ein weit verbreitetes antisemitisches Klischee, das lange Zeit dafür verwendet wurde, um Neid und Missgunst auf jüdische Mitbürger zu schüren, so die Huffington Post.
Gott sei Dank leben wir in einem Land, dass seine Spinner, Idioten und Irrläufer aushält. Ein Land, welches ganz sicher weder besetzt ist, noch die falsche Staatsform trägt. Naidoo sollte sich darauf konzentrieren, was er kann: Singen. Sollte er Hobbys benötigen, dann darf er auch gerne Stricken. Das Denken jedenfalls sollte er anderen überlassen. Denn intelligenter als Naidoo kann auch eine Scheibe Toastbrot sein