Sinn und Sinnlichkeit - Der richtige falsche Weg zum Ziel

 

von FLORIAN PASTERNY

 

Umso mehr wir den Sinn des Lebens suchen, umso weniger sehen wir darin. Der Zufall schiebt uns wie Schachfiguren über ein Brett. Mal gewinnt weiß, mal gewinnt schwarz. Doch das Leben ist im Grunde großartig. Es ist eine Ansammlung von Erfahrungen, eine Sinnlichkeit, aber auch eine schmerzvolle Justierung zum beständigen Ziel. Beständigkeit ist das, was wir am Ende alle suchen. Ob wir sie mit dem Glauben, mit der Überzeugung oder mit der Erfahrung erhalten ist unerheblich. Denn jeder darf, nein, jeder muss seinen eigenen Weg finden.

Gott ist einer dieser Wege. Die Führung durch etwas Großes, Absolutes, ist nichts böses. Im Gegenteil. Menschen ohne Glauben haben oft das Gefühl, je mehr sie das Leben kennen, desto weniger erkennen sie es. Ein Glaube gibt immer eine Richtung vor. Wonach sucht man? Was darf man tun? Was sollte man lieber lassen? Ich glaube nicht, aber manchmal wünschte ich, ich täte es. Doch wie mir fehlt vielen Menschen der Zugang zur Religion. Oder einfach nur die Pforte zum Glauben. Ich weiß jetzt noch gar nicht, ob das am Ende richtig oder falsch ist. Denn der Mensch möchte nicht überrascht werden und im Grunde braucht er die Macht, Dinge selbst zu verändern. Das kann er im Glauben und mit Gott nur bedingt. Aber man will nicht akzeptieren, dass das Leben per Definition aber doch ungewiss ist. Mit der Endlichkeit dessen, hat man sich abgefunden - mit der fehlenden Kontrollierbarkeit nicht. Und dieser Terminus technicus ist dafür verantwortlich, dass so viele Menschen glauben und gerne glauben.

 

 

Denn wie oft trauern wir Möglichkeiten und verpassten Chancen hinterher

Ob richtig oder falsch, das weiß man meist erst hinterher. Und so gehen wir unendlich viele Wege, mit Zufällen gesäumt, treffen unendlich viele Entscheidungen und haben das Gefühl, dass wir meist die falsche getroffen haben. Zum Glück nur ein Gefühl und kein Dasein. Denn manchmal treffen wir lieber keine Entscheidung, als am Ende die falsche. Und das ist verfänglich. Denn wie oft trauern wir Möglichkeiten und verpassten Chancen hinterher, nur weil wir keine Entscheidung treffen wollten und konnten? Das ist dann der Weg der Erfahrung. Kummer wird zu Wunden, Wunden werden zu Narben. Aber man darf nie damit anfangen, dass die Vergangenheit die Gegenwart oder gar die Zukunft bestimmen kann.


Ein anderer Weg ist die Überzeugung. Es bedarf dazu mehr als ein gesundes Selbstvertrauen und einen Hang zum "auf die Fresse fliegen". Was aber nicht so tragisch ist. Schließt sich irgendwo eine Tür, gehen zwei weitere wieder auf. Aber unendlich viel Zeit haben wir nicht, ständig hinzufallen. Wir sind das einzige Lebewesen der Welt, das weiß, dass es sterben wird. Und das macht uns zu vorsichtig im Bezug auf Zeit. Der falsche Ansatz.

Wir alle machen mal Fehler. Große Fehler. Davor ist keiner gefeit. Aber unser aller Fehler ist, dass wir zu wenig Zeit haben. Und zwar nicht, weil die Endlichkeit per Lebensdefinition kommt, sondern weil wir unsere Zeit verschwenden. Je mehr wir versuchen Zeit zu sparen, desto mehr verlieren wir sie. Das Sparen der Zeit wird dahingehend ad absurdum geführt, wenn wir es krampfhaft versuchen. Zum Beispiel mit Facebook, SMS, E-Mails und Telefonkonferenzen. Egal welchen Weg man wählt - Erfolg ist, was wir daraus machen. Ob nun als Bettler, Kellner, Journalist, Fußballprofi, Krankenschwester, Pfarrer, Coach, Polizist, Musketier oder Unternehmer. Würden wir alle einen oder zwei Gänge zurückschalten, hätten wir eindeutig mehr. Mehr Zeit und vor allem mehr Leben.


Florian Pasterny