
von FLORIAN PASTERNY
Ich bin selten jemand der fordert, dass Menschen wegen persönlicher Fehler oder falscher Einschätzung ihr Amt verlassen müssen. Doch heute ist so ein Tag. Ich möchte nicht mehr, dass Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer unsere Truppen führt und vor allem darf Heiko Mass nicht mehr Bundesminister des Auswärtigen Amtes sein. Solche hohe Ämter zu übernehmen, das heißt auch Verantwortung zu übernehmen. Man handelte politisch zu spät in der Pandemie und man handelte gesellschaftlich zu spät bei der Flutkatastrophe. Doch das, was sich gerade in Afghanistan abspielt, zeigt uns einmal mehr, dass hier gar nicht gehandelt wurde.
Seit Wochen warnte die Deutsche Botschaft. Seit Wochen war bekannt, dass die Taliban immer näher rücken und sich immer mehr Land zurückholen. Sie wollen aus Afghanistan einen Islamischen Staat machen, in dem die menschenverachtenden Gesetze der Scharia gelten. Das Land ist nicht mehr zu retten. Da sind sich alle einig. Viele Menschen werden sterben, Frauen werden unterdrückt werden und freie Wahlen wird es dort nie wieder geben.
Aber man kann noch die Menschen retten, die uns und den anderen westlichen Staaten geholfen haben, dieses Land wieder aufzubauen. Diesem Land Struktur und demokratische Werte und Säulen zu
verpassen. Ja es hat nicht gereicht. Das stimmt. Aber die NATO hätte nicht ewig in diesem Land bleiben können. Irgendwann war klar, dass es einen Truppenabzug geben muss.

Was nun so fassungslos macht, ist das armselige und menschenfeindliche Verhalten Deutschlands. Seit Wochen baten Ortskräfte um Asyl. Und das nicht, weil es hier so schön ist. Sie wollten ihre
Heimat verlassen, weil sie wussten, was auf sie zukommt. Das Auswärtige Amt und die zuständigen Behörden reagierten nicht.
Aber nicht nur das. Selbst Armin Laschet verteidigte noch Abschiebungen nach Afghanistan im Juli. Wir haben Menschen in die Hölle Kabuls geschickt, wohlwissend, dass diese da vermutlich den
schnellen Tod finden. Bundeswehrsoldaten verließen weiter das Land, auch Bier, Wein und Nahrungsmittel wurden verpackt. Normale vorgehensweise bei einem Truppenabzug. Aber grotesk, angesichts der
jetzigen Situation in Kabul. Die Frauen vor Ort müssen nun wieder Burka tragen und ihre Rechte in die dreckige Fresse der Taliban werfen.
Und die Quientessenz? Der Außenminister spricht von Fehlern und Fehleinschätzungen. Die Kanzlerin geht ins Kino und spricht kurz vorher über eine bittere Entwicklung und Armin Laschet hält einen Flüchtlingszuzug aus Afghanistan für nicht richtig. Vielmer solle man vor Ort helfen. Und das Herr Laschet, ist dank der Bundesregierung nicht mehr möglich. Eine Rettung und anschließende Aufnahme dieser Menschen ist zwingend!
„Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt", sagte einst der ehemalige Verteidigungsminister Peter Struck. Wenn dieser Satz noch relevant ist, dann sollten
wir anfangen zu beten. Für uns und für die Menschen in Afghanistan. Denn Deutschland hat die Menschen vor Ort, die uns 20 Jahre geholfen haben, im Stich gelassen. Wir nicht gewollte Hunde an den
Rastplatz der Taliban in Ketten gehangen und diese dem Schicksal übergeben. Viele Väter werden ihre Kinder sterben sehen, bevor sie selbst gerichtet werden. Und das, liebe Bundesregierung, ist
ein Komplettversagen. Bin ich froh, dass wir in wenigen Wochen neue Minister in den Ämtern sitzen haben werden.
Florian Pasterny